Das Verschwinden des Blicks

Christoph Janacs - Das Verschwinden des Blicks
Otto Müller Verlag, Salzburg 1991

In seinem zweiten Buch, einer Sammlung von fünf Erzählungen, setzt Christoph Janacs fort, was er mit Schweigen über Guernica begonnen hat: der Frage nach Aggression, Gewalt und menschlichem Leid nachzugehen, hier nun am Beispiel vielfältiger destruktiver Auswirkungen von Faschismus und Diktatur:

Die ersten beiden Erzählungen (Das Fenster, Begegnung) zeigen das Verhalten von Opfern wie Tätern anhand der sogenannten „Mühlviertler Hasenjagd“, einer beispiellosen Menschenhatz im Winter 1945, bei der hunderte Gefangene, die aus dem KZ Mauthausen ausgebrochen waren, den Tod fanden; die zentrale und längste Erzählung (Die Mauer) rollt in Erinnerungsschüben eines Protagonisten den Bau der Berliner Mauer auf und verbindet persönliches Schicksal mit (gesellschafts-)politischen Zeitläuften; und die beiden letzten Texte (Winterreise, Das Foto) gehen an die einstmals tödliche Grenze zwischen dem oberösterreichischen Mühlviertel und der ehemaligen Tschechoslowakei.

Geschichten vom Aufbrechen der Geschichte sind es, die hier Janacs versammelt, kleine Fluchten von der einen Enge in die andere, große vor dem Hintergrund historischer Willkür. Individuelles Schicksal wird mit politisch-gesellschaftlicher Bedingtheit verbunden und dies durch eine Erzählhaltung vermittelt, die
mit den traditionellen Formen gebrochen hat und den Texten eine Gestalt verleiht, die zu einer veränderten Wahrnehmung der Dinge führt, zum „Verschwinden des Blicks“.


Textauszüge aus dem Buch: Das Verschwinden des Blicks

Das Verschwinden des Blicks – Seite 115 - 121 (751,5 KiB)